In den Geschichtsstunden zuvor erarbeiteten die jungen Menschen mit ihrer Fachlehrerin Frau Schorpp den historischen Kontext des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. Anschließend bekamen sie einen Überblick über die Biografie von Herrn Fischer und es wurden Fragen erarbeitet, welche die Jugendlichen im Gespräch an Herrn Fischer persönlich stellen wollten.
Herr Walter Fischer, geboren 1927, begann seine Zeitzeugenstunde mit einem Appell an die Schüler*innen, das Thema „Energieknappheit“ und „Klimaschutz“ ernst zu nehmen und die Chancen der erneuerbaren Energien zu nutzen. Schon dabei wurde klar, dass Herr Fischer auch mit 97 Jahren rege am politischen Leben teilnimmt.
Die Auswirkungen des Krieges auf das tägliche Leben, die Jugend im Nationalsozialismus und die Lehren aus der Geschichte waren die zentralen Inhalte des anschließenden Gesprächs.
Wie erlebten Sie Ihre Schulzeit damals? Haben Sie Hitler persönlich gesehen? Wie haben Sie Ihre Eltern während und nach des NS-Regimes erlebt und gesehen? Welche Erfahrungen haben Sie während Ihrer Kriegsgefangenschaft gemacht? Wovor hatten Sie am meisten Angst? Haben Sie „Judenhass“ mitbekommen?
…waren einige der Fragen zu Fischers Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus, die Fischer mit großer Offenheit zu beantworten wusste.
Eine Begegnung mit Hitler hatte Fischer, als dieser durch die Königsstraße in Stuttgart fuhr. Fischer musste als Hitlerjunge dort Spalier stehen, um NS-Gegner in die hinteren Reihen zu drängen. Hitler sprach die Menschen weniger auf inhaltlicher als viel mehr auf emotionaler Ebene an und sein rhetorisches Geschick beeindruckte auch ihn als jungen Menschen.
In der Schule erlebte er Lehrer, die überzeugt waren von der NS-Ideologie, aber auch welche, die dem kritisch gegenüberstanden, ihre Kritik jedoch geschickt verpacken mussten.
Judenhass habe er auch erlebt, der war allgegenwärtig. Hässliche Karikaturen von jüdischen Menschen, die in Schaukästen beim Rathaus ausgestellt waren, empfand er schon als Kind abstoßend und übertrieben.
Wie er die Aufarbeitung der NS-Zeit erlebt habe, wollte eine Schülerin wissen. Fischer machte deutlich, dass in der Nachkriegszeit dafür nicht viele Gedanken übrig waren, da man mit Hunger, mit Wiederaufbau und mit der Gewöhnung an demokratische Prozesse beschäftigt war.
Schnell wurde dann aber der Bogen zur heutigen Zeit geschlagen. Ein „Trump – Hitler- Vergleich“, wie er in den Medien teilweise präsentiert wird, empfindet Fischer als überzogen. Das würde der entsetzlichen Diktatur Hitlers nicht gerecht. Parallelen zwischen der AfD heute und der NSDAP wurden angesprochen. Hier sieht Fischer vor allem die zunehmende Bereitschaft der Nationen sich voneinander abzugrenzen, damit gehe gemeinschaftliches Agieren und Zusammenhalt verloren.
Was würden Sie uns mit Ihrer Lebenserfahrung für die Zukunft mitgeben, lautete eine Frage.
Man kann vielleicht eine Partei wie die AfD verbieten, aber macht das Sinn? Die Haltung der Menschen lässt sich nicht verbieten. Umso wichtiger eine Haltung für Demokratie und Freiheit einzunehmen, zu schätzen und zu verteidigen, war Fischers Ratschlag.
Es war wertvoll und etwas Besonders, einen Menschen zu hören und zu sprechen, der die Zeit des Nationalsozialismus erlebt hat, als er so alt war wie die Jugendlichen aus den beiden Klassen heute.
Unser großer Dank gilt Herrn Walter Fischer, der dies ermöglicht hat und wir wünschen ihm weiterhin so eine gute Gesundheit und Energie.